Wie du sicher erkennen kannst, ob du erwachsen bist.

Mein Vater ist von Beruf Maler und bezeichnet sich selbst auch gerne mal als Künstler.

Warum erzähle ich euch das? Können wir davon etwas lernen?

Ja, sehr viel. Denn als Maler oder Künstler steigt man täglich auf die Leiter, um an seiner Kunst zu arbeiten.

Welcher Gang geschieht als nächstes?

Der Maler steigt von seiner Leiter und betrachtet von unten herab sein Werk – sein Lebenswerk, welches er als Ganzes geschaffen hat, bevor er sich wieder in die Höhe begibt.

Was habe ich viele Jahre gemacht? Was machen viele von uns?

Ich habe nur auf der Leiter gestanden, ohne mich nach unten zu stellen, die Arme zu verschränken und mit einem Kopfnicken oder Kopfschütteln mein Leben als Ganzes zu betrachten.

Als ich mir dessen bewusst wurde, was mein Vater jahrelang richtig gemacht hat, gab es mir einen Perspektivwechsel. Einen Wechsel, der mich entspannter und stressfreier werden ließ.

Wir sollten uns öfter mal die Zeit geben, von der Leiter zu steigen, um uns zu entspannen und uns die Zeit zu nehmen, die Sinnfragen in unserem Leben zu klären.

Eines der Sinnfragen war bei mir, das Erwachsen sein oder werden.

„Ich möchte erwachsen werden.“ Eine Aussage die für mich ungewöhnlich entschlossen in den Ohren klang.

Fühlst du dich erwachsen?

Ok. Mit dem Geburtstag deines 18. Lebensjahres hast du es auf dem Papier schon mal geschafft.

Der Unterschied zwischen meinem 18. und meinem jetzigen 34. Lebensjahr ist nicht sonderlich groß, außer dass meine Knochen vermehrt knacken und ich beim Hinsetzen öfter einen lauten Seufzer verliere, der früher nicht da war.

Aber mal im Ernst, was steht bei dir auf der Liste? Was stellst du dir unter Erwachsen sein vor?

Die Punkte, die ich jetzt förmlich in euren Köpfen hören kann, sind vermutlich:

  • sich für einen sinnvollen Beruf entscheiden
  • sich ein Zuhause aufzubauen
  • sich für eine feste Partnerschaft entscheiden
  • sich der Verantwortung stellen, Kinder zu bekommen

Aber sind es nicht die Dinge, die sich eher die Generation unserer Eltern so vorstellen oder gelebt haben?

Denn heutzutage spukt es in vielen Köpfen der 30ern:

  • Über eine neue Orientierung bezüglich des Berufs. Sich neu erfinden, doch das Richtige auszuüben oder die richtige Wahl treffen.
  • Über eine Partnerschaft für immer – da müssen wir uns anstrengen, wenn wir auf ein Doppelgrab spekulieren. Und lassen uns demensprechend mehr Zeit um abzuwägen, welcher Name neben uns auf dem Grabstein stehen soll.
  • Kinder unter 30? Da kommen gleich verwerfliche Blicke von anderen Menschen, wenn man doch die beste Zeit im Leben noch genießen soll.
Wie soll man bei diesen Kontroversen den Überblick behalten und die richtige Entscheidung treffen, um endlich erwachsen zu sein?

Es geht nicht darum, bestimmte Punkte im Leben wie auf einer To-Do-Liste abzuhaken, laut dem Psychoanalytiker Erikson.

Der sagt, dass es wichtiger ist, seine innere Mitte zu finden.

Dieses schaffen wir durch Bewältigung von Entwicklungsaufgaben. Aus dem Buch von der Psychologin Kristina Fisser habe ich folgende Kenntnisse zusammengefasst.

Es gibt die Prüfungen des Lebens, die wir fühlen und lernen müssen:

  • Im Kindesalter ist es wichtig zu lernen, dass ich versorgt werde, aber gleichzeitig nicht immer die volle Aufmerksamkeit meiner Eltern bekommen kann.
  • In der Jugend sind es die Fragen, die wir uns selbst beantworten sollten. Wer bin ich? Was will ich eigentlich? Welche Überzeugungen vertrete ich?
  • Nach der Jugendzeit nicht einen direkten festen Partner finden, sich aber dafür zu öffnen. Und bei einer Partnerschaft zu wissen, dass der Partner nicht uns und unser Leben erfüllen muss, sondern nur als Goodie in unserem Leben vorhanden ist.
  • Der Nachwuchs? Es ist nicht der Schritt in einer bestimmten Norm, oder im Abstand von pädagogisch wertvollen 2,3 Jahren Kinder zu bekommen. Sondern seine Werte und Wissen weitergeben zu wollen. Das müssen nicht gleich die Kinder sein.
  • Im Alter muss die letzte Prüfung durchzogen werden. Die Akzeptanz der Einmaligkeit. Das Gefühl „Man lebt nur einmal“ so hinzunehmen, wie es nun mal ist. Nicht Unendlich.

Diese Punkte im Leben sollten wir mitnehmen.

Aber was ist jetzt so wichtig um Erwachsen zu sein?

Der Punkt an dem wir wissen, wer wir sind:

  • Was unsere Werte sind.
  • Wie wir miteinander umgehen.
  • Wovon wir träumen.
  • Mit welchen Menschen wir uns gut fühlen.

Dieser Punkt ist ein guter Hinweis dafür, dass wir erwachsen sind. Und nicht das Gefühl, dass ich jetzt vernünftig sein muss, weil ich mich nicht traue anders zu sein.

Gleichzeitig mit diesem Wissen, werden wir glücklicher und unsere Stresshormone werden sinken.

Mit meinen Worten oder wie es mein Vater schon immer wusste:

Steigt von eurer Leiter, nehmt euch Zeit, schaut auf euer Lebenswerk. Fühlt, ob ihr diesen Punkt erreicht habt oder ob ihr noch ein paar Pinselstriche dazu benötigt.

Mit einem guten Gefühl, dass ich diesen Punkt erreicht habe und trotzdem öfter wie Peter Pan sein darf, grüße ich euch

eure Annika

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