Geheimtipp Castiglione della Pescaia – Viva Italia

Es knallt einmal laut.

Ich nehme das Geräusch vom Kofferraum wahr, welches mir zeigt, dass keine Gefahr mehr droht und meine gesamte Ladung Leben aus dem Auto fallen könnte. Es verhält sich wie mit einem Schrank voller Tupperdosen. Dose rein und dann ganz schnell zu, damit nichts mehr rausfallen kann.

Dieser „Klang“ in meinen Ohren bedeutet für mich Freiheit. Die Freiheit von Urlaub.

Urlaub, der mit dem Knall des Kofferraums eingeläutet wird.

Wie kommt man nun auf diesen Ort? Castiglione della Pescaia?

  • Da meine Eltern und Schwiegereltern oft mit uns nach Italien gefahren sind, ist es wohl ein Gefühl gewesen, welches jeder gerne verspürt. Ein Gefühl wieder in die Kindheit versetzt zu werden. Alle Eindrücke von damals nachzuempfinden, um zu schauen, wie es sich jetzt anfühlt.
  • Es sollte etwas an einem der schönsten und saubersten Strände Italiens sein.
  • Auf einem Campingplatz mit einer pittoresken Stadt.
  • Der Name dieser Stadt hat mich sofort gefesselt. Stellt euch bitte einen Italiener vor, der mit Händen zu diesem wunderschönen Wort gestikuliert und das Ende des Namens jeweils lang gezogen wird. Einfach wunderbar.

 Castiglione della Pescaia.

Tauche ein, in einer komplett anderen Welt.

Eine Welt, wo die Mama noch das Wichtigste im Leben ist.

Castiglione ist eine kleine Stadt in der Provinz Grosseto und hat mehr zu bieten als nur Pizza und Pasta. Der Ort ist von Mauern, Türmen und mächtigen Toren umschlossen, in deren höchster Stelle sich die alles überragende Festung erstreckt. Inmitten der mittelalterlichen Burg aus dem 12.-14. Jahrhundert erwacht die Stadt besonders am Abend zu einem pulsierenden Menschentreffen.

Essen

Pizza, Pasta und Fisch bzw. mediterrane, italienische Küche sind in der ganzen Stadt fantastisch. Zwei Highlights von mir:

Posto Pubblico Dei F.lli Ceech.

Komplizierter Name. Etwas komplizierte Karte. Aber vom Ambiente und künstlerischer Küche nicht zu toppen. Die Stühle mit bunten Kissen geben dem Restaurant direkt in der Festung, die perfekte Komponente, um sich unter den Lichterketten rundum wohl zu fühlen. Es ist wie ein Besuch bei einer stilvollen Oma.

Casina Kitch.

Auch, wenn ich das italienische, mediterrane Essen liebe. Nach 3 oder spätestens 4 Wochen möchte ich gerne andere Geschmacksknospen in meinem Mund anregen. Womit? Burger! Hier erlebt ihr die Besten, die ich je gegessen habe.

Nicht nur die Burger haben hier 5 Sterne verdient. Auch die Vorspeisen und andere Snacks waren nicht nur „stets bemüht“.

Das Ambiente lässt auch hier nichts zu wünschen übrig. Kleine Tische, die auf kleine einzelnen Balkone stehen, lassen euch romantische Zweisamkeit in mitten von Menschen genießen.

Vorsicht: In Italien ist es typisch, das Nudelgerichte als Vorspeise serviert werden. Wenn ihr euch von der Karte ein Nudelgericht auswählt, dann seid nicht überrascht, wenn die Portion sehr klein ist.

Tipp: Eine Reservierung im Restaurant solltet ihr besonders in der Hochsaison ( Juli/August) nicht vergessen.

Trinken

Gemütliche Lokale zum Verweilen und gute Getränke gibt es fast an jeder Ecke in Castiglione della Pescaia. Das Birroteca Castiglionese mit der Auswahl an Biersorten aus der ganzen Welt und guten Cocktails lassen allerdings keine Wünsche übrig. Hier ist alles möglich.

Die Altstadt

Während ich entlang der Gassen durch die Stadt schlendere und der Duft von Pizza und Espresso sich abwechseln, im Hintergrund die Geräusche fahrender Roller wahrnehme, bin ich angekommen. Angekommen im italienischem Flair und mit großer Sicherheit in der Altstadt, wo das beste Gelato auf mich wartet.

Wenn die Temperaturen am Abend angenehmer werden, empfehle ich euch die Gasse weiter nach oben zu folgen. Es ist ein leicht beschwerlicher Weg. Die Faszination der hübsch drapierten Blumen an den Eingangsbereichen der Heimischen aber wieder wettmachen.

Es entstehen akrobatische Bewegungen meiner Mundwinkel und meine Grübchen geben mir Bescheid, das ich oben auf der Burg, auf der „Piazza Solti“ angekommen bin. Alle Mühe war es wert, denn hier wartet meine Belohnung.

Der Ausblick auf die Weite des Meeres und darunter das Glitzern der Stadt.

Mit Blick auf Yachten am Hafen, das Rauschen der Wellen und der warme Wind auf der Haut. Das Dolce Vita Gefühl, das sich jetzt breit macht bei den Blautönen zwischen Meer und Himmel, welches sich zu einem atemberaubenden Schauspiel für die Augen erweist. Herrlich.

Immer mit der Frage im Kopf. Was sind das für wunderschöne Blautöne?

Azurblau? lichtblau? blaugrün? Oder doch eisblau?

Auch wenn ich mich von diesem Anblick nicht trennen mag, gehe ich die Wege wieder nach unten. Mit dem Versprechen, dass ich wieder kommen werde.

Sehenswürdigkeiten und Highlights

Rund um die Stadt gibt es viele pittoreske Städte und Dörfer die lohnenswert sind. Hinzu natürlich die wundervolle Landschaft, die der Mensch zusammen mit der Natur hier geschaffen hat.

  • die Olivenhaine
  • die hügelige Landschaft
  • die Zypressen, welche den Wegesrand säumen
  • die Sonnenblumen und Lavendelfelder

Jede Fahrt, egal wohin, lässt einen mit offenem Mund staunen. Dabei lasse ich keine Sekunde die Kamera aus der Hand, da es mit Worten zu Hause schwer zu beschreiben ist.

Cala Violina Bucht – Der Violinenstrand

Richtig gelesen. Dieser Strand betitelt sich so, da der Sand so weich und fein ist, dass er beim barfuß darüber laufen, violinenartige Töne von sich gibt. Dieser Strandabschnitt ist nicht mit dem Auto zu erreichen. Erst eine Wanderung durch den dichten Pinienwald ermöglicht die Ankunft an den Strand. Genau deshalb ist es schon etwas Besonderes. Ist es nicht immer so, dass wir uns auf etwas mehr freuen, wenn wir dafür etwas tun oder schaffen mussten?

So ist es auch hier.

Wir fahren mit dem Auto auf der Strada Statale 332 Richtung Süden, nach der Abzweigung „Cala Violina“  führt uns ein staubiger Weg auf einen Parkplatz. Von dort aus beginnt unser Abenteuer. Mitten im Pinienwald mit einem immer wiederkehrenden Blick auf die Landschaften.

Es sind über 30 Grad. Der Schatten im Wald gibt uns die Kraft über die hügeligen Berge, immer tiefer in den Wald zu spazieren.

Fast geschafft

Es kommt eine Treppe. Keine gewöhnliche Treppe. Sondern eine mit Holz gefertigte Stufen, welche einem wie mit Fußabdrücken im Einkaufzentrum, den Weg weist.

Die letzten Meter. Ich stehe auf der Anhöhe. Es gibt kein Zurück mehr. Denn diese Aussicht auf das klare Meer und dem hellen, feinen Sand ziehen mich in einen Bann. Der mich kurz anhalten lässt und kurze Zeit später förmlich an meinem T-Shirt zieht, so dass ich nach unten steigen muss.

Vorsicht: Diese Bucht mit Geigenklang ist im Hochsommer sehr beliebt bei Touristen. In der Nebensaison kann es passieren, dass ihr diesen hübschen Strand für euch allein habt.

Die heißen Quellen von Saturnia

Was braucht man bei über 35 Grad im Schatten?

Es sind mit Sicherheit nicht heiße Quellen. Dreimal war ich jetzt in der Toskana. Erst beim letzten Mal konnte ich mich für einen Ausflug zu den Quellen begeistern.

Es war September und bewölkt. Dieser Tag war perfekt, um in dem warmen Wasser ein wenig zu baden.

Als wir ankamen, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Soll dieses hier von der Natur geschaffen sein? Haben hier nicht Menschen ihre Hand mit im Spiel gehabt?

Nein, diese geschlungenen Steine, als Becken geformt, stammen tatsächlich aus der Schönheit der Natur.

Ein leicht muffeliger Geruch steigt mir in die Nase, aber nach ein paar Minuten am Wasser, hat sich mein Geruchssinn schon daran gewöhnt.

Diese Thermalquellen haben heilsame Wirkungen auf Gelenke, Haut und dem allgemeinen Wohlempfinden. Diese Tatsache bekräftigt mich noch mehr, mich in dem warmen Wasser zu aalen, das jede Sekunde 800 Liter und 37 Grad warmes Heilwasser in die Thermalquelle sprudeln lässt.

Während ich im Wasser liege und die Quelle mit dem Wasserfall beobachte, kommt mir nur eins in den Sinn:

Dass die Natur doch aufregender ist, als jeder Luxus.

Tipp: Ihr könnt die Quellen zu jeder Tageszeit besuchen und kosten euch nichts. Natürlich macht es sich bemerkbar, dass es kostenlos ist, denn in der Hochsaison kommen häufig Menschmassen angefahren. Es lohnt sich also frühzeitig loszufahren.

42°38’52″N   11°30’45″E

Ja, jetzt kennt ihr auch die Koordinaten vom Paradies für euren Körper.

Übernachten in der teuren Toskana

Es ist nicht einfach günstige Unterkünfte in Castiglione della Pescaia zu bekommen. Wenn man bedenkt, dass sich sogar George Clooney hier ein Haus gekauft hat, dann wissen wir spätestens jetzt, wie beliebt dieser Ort ist.

Meine Empfehlung ist der Campingplatz.

Aus mehreren Gründen:

  • Ihr habt dort genügend Möglichkeiten euch euren Luxus zu wählen, den ihr benötigt. Ob Zelt, Wohnwagen, Chalets oder in Lodges.
  • Dazu habt ihr einen privaten Strandabschnitt.
  • Das zusammen auch noch preisgünstig.

Der beste Campingplatz heißt in meinen Augen: Maremma Sans Souci, was übersetzt bedeutet: Keine Sorgen.

Dem kann ich meine volle Bestätigung geben.

Wenn ich auf die Einfahrt zufahre und die Zikaden im dichten Pinienwald zirpen höre, vergesse ich einen kurzen Moment Luft zu holen. Denn dort ist mein Urlaubsort, auf den ich solange gewartet habe.

Ich habe mir andere Campingplätze in Castiglione della Pescaia angeschaut, aber:

  • Keiner hat diesen italienischen Charme so stark ausgeprägt.
  • Keiner hat den Wald so dicht mit Pinienbäumen besiedelt, sodass viel Schatten vorhanden ist.
  • Keiner hat so einen sauberen Strandabschnitt.

Dieses wird auch der Grund dafür sein, dass selbst die Italiener dort ihren Sommerurlaub verbringen. Und das ist wundervoll, denn dann erlebt ihr das Dolce Vita Gefühl noch intensiver.

Wenn die Italiener am späten Abend ihre Töpfe rausholen und der Duft der Speisen und die schöne Sprache sich wie ein leichter Nebel langsam über den ganzen Campingplatz verteilen, bekomme ich Glückgefühle wie durch Zauberhand.

Das Restaurant auf dem Campingplatz

Das Mama Restaurant ist sehr empfehlenswert. Dort könnt ihr euch am Abend auch alternativ eine Pizza abholen und diese am Strand genießen. Wellenrauschen, warmer Wind und Pizza. Gibt es eine schönere Kombination? Ich glaube nicht.

Die sanitären Anlagen

Einziges Manko sind auf dem Campingplatz die sanitären Anlangen. Klobrillen in Italien sind ja schon eine Seltenheit, allerdings sind die Duschhäuser auch sehr veraltet.

Mich stört es trotz allem nicht. Für die, die es lieber neu und mit Klobrille mögen, sollten sich für ein Chalet entscheiden. Durch diese Wahl, habt ihr keine Berührungen mit den Waschhäusern.

Kein Camping?

Natürlich mag nicht jeder die Campingatmosphäre. In diesem Fall kann ich die vielen Agriturismo in der Umgebung empfehlen. Das sind alte Bauernhöfe, die zu schönen Ferienwohnungen umgewandelt wurden. Wo oft noch der landwirtschaftliche Betrieb erhalten geblieben ist. Das hat den Vorteil, dass ihr euer Frühstück vielleicht mit einer frisch geernteten Honigmelone starten könnt und den Abend mit einen selbstgemachten Wein erleben dürft. Frischer und authentischer geht’s nicht.

Wie erreiche ich diesen wunderschönen Ort?

Ihr könnt euch die Zeit nehmen und mit dem Auto diese Stadt besuchen. Von meiner Heimat aus sind es 1.440 km. Ein langer Weg, den wir uns immer so gestalten, dass diese Strecke zum Erlebnis unseres Urlaubs wird. Dementsprechend fahren wir in drei Tagen nach Italien. Einen Zwischenstopp in Freiburg und einen meistens in der Schweiz.

Mein Geheimtipp für den Zwischenstopp:

Der Tunisee in Freiburg am Breisgau. Es ist nah an der Autobahn, günstig und das Essen dort ist ein Gaumenschmaus.

In der Schweiz ist unser Stopp meistens am Lago Maggiore. Denn dieses idyllische Schauspiel für die Augen lässt mich aufatmen. Und mein Portemonnaie leider schwer ausatmen. Denn, wie wir alles wissen, ist es sehr teuer in der Schweiz. Zwei Teller Nudeln mit einfacher Käse-Soße kosten schnell 40 Euro.

Mit dem Flugzeug könnt ihr entweder von Rom (ca. 200 km) , Florenz ( ca. 170 km) , Pisa ( ca. 140 km ) anreisen.

Tipp: Flüge nach Pisa gibt es günstig mit Ryanair. Ca. 35 Euro pro Flug. Stand 2018.

Warum sollte Castiglione della Pescaia auf eurer Bucket List stehen?

Weil dort feinster Espresso und Sonne kein Bund fürs Leben, aber eine durchaus feste Partnerschaft verbindet, die euch schnell entschleunigen lässt.

Castiglione della Pescaia ist immer noch ein Geheimtipp. Denn dieser kleine Ort mit 7000 Einwohnern ohne McDonalds, ohne H&M bietet mit den kleinen individuellen Geschäften und hausgemachten Restaurants so viel mehr, als jede größere Stadt in Italien.

Bewegen

Viele Wander- und Radwege warten auf euch.

Hören

Das Meeresrauchen beim Einschlafen.

Sehen

Verwunschene Villen mit grünen Fensterläden und Zypressen entlang der Einfahrten.

Fühlen

Der Sand zwischen den Zehen. Die Sonne im Gesicht. Die Leichtigkeit von Urlaub.

Schmecken

Neben der Pizza ist es wohl das Gelato, welches meine Kalorien nach oben schießen lässt, weil man nicht genug bekommen kann.

Fazit

Castiglione, wie es in der Kurzform genannt wird, hat es meinem Herzen angetan. So sehr, dass wir 2018 in der Toskana, an diesem wunderschönen Ort geheiratet haben.

Ciao,

eure Annika

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